In eigener Sache
Ich möchte mich bei der Gelegenheit ganz herzlich bei allen bedanken, die in den letzten 3 Jahren mit Fotos, Hinweisen und Feedback geholfen haben!
Ghost Signs – alte Wandreklame
Historische Fassadenwerbung & Ladenschilder




Zugegeben, der ehemalige Doppeldecker der Londoner Verkehrsbetriebe ist kein klassisches Ghost Sign. Der erschreckende Zustand lässt ihn aber leider wie eines erscheinen, zudem existieren von den einst knapp 2.100 Bussen nur noch eine handvoll. Die ehemals umtriebigen Fan-Seiten und die Besitzer-Vereinigung sind inzwischen kaum noch aktiv, deswegen bekommt der Bus hier einen Auftritt, auch weil er schöne Erinnerungen an meine ersten London-Trips wachruft. Sollte sich jemand für den Bus interessieren, nenne ich auf Anfrage gerne den genauen Standort.
Der Bus mit der Nummer RM 2032 (RM = Routemaster) wurde im September 1964 an London Transport ausgeliefert und war dort bis November 1987 im Einsatz, er hatte Platz für 64 Passagiere (36 oben und 28 unten). Danach ging er an einen britischen Händler, der ihn 1990 nach Frankreich an die Firma Octobus in Paris verkaufte, wobei er auch sein britisches Kennzeichen ALM 32B verlor. 1996 befand sich der Bus bei Autocars Brouens in Villeneuve sur Lot. Dort war der Bus bis 2017 im Einsatz, wobei er aber auch die Symbole von Arca-Tours trägt, einem Reiseanbieter in Arcachon und somit eventuell weitere Besitzer hatte. Von den französischen Unternehmen scheint keines mehr zu bestehen.
2017 ging der Bus jedenfalls an den Händler Pyla Classic Cars in der Nähe von Arcachon, der ihn etwa 1 Jahr später an eine Bar in der Umgebung verkaufte, bei einer Preisvorstellung von 22.500€. Diese nutze ihn auf dem Gelände als eine Art Foodtruck für ihre Gäste, wobei er unter freiem Himmel stand. Später stellte man den Bus vor die Tür, wo er auch heute noch ohne Verwendung steht und vergammelt. Das überrascht, weil er umgebaut wurde und unten ein größeres Fenster für die Essensausgabe bekam sowie eine Einrichtung für die Zubereitung, was alles zusammen mit dem Kaufpreis eine höhere Investition gewesen sein dürfte. Nachdem der Bus über 50 Jahre lang gepflegt wurde und 2017 noch in einem guten Zustand war, ist die Farbe inzwischen deutlich verblasst und es rostet überall.
Fotografiert im Juni 2024.
Quellen: Ian’s Bus Stop, Pyla Classic Cars #1, Pyla Classic Cars #2
Weitere Fotos: Alain Mugica’s Seite bei Flickr




Auf der Durchreise sah ich in einem Ort nahe Freiburg/Breisgau diesen alten und sehr gut erhaltenen Filmautomaten, der die Zeiten wohl nur deswegen überlebt hat, weil er in eine Haustür eingelassen ist. Der Warenautomat stammt aus den 1950er oder 60er Jahren und wurde von der Firma Telefonbau und Normalzeit AG (kurz Telenorma bzw. T&N) hergestellt. Er hat 4 Fächer für Roll- oder Kleinbildfilme, die je 2 DM (Deutsche Mark) bzw. unten links 3 DM kosteten. Das Geld musste in die Geldeinwürfe oberhalb der jeweiligen Fächer eingeworfen werden, danach konnte man unter dem Fenster eine Schublade mit dem Film herausziehen. Versetzt man sich in die damalige Zeit ohne Handy- und Digitalkameras, wo Kameras mit analogen Filmen mit bis zu 36 Fotos funktionierten, war der Automat eine nützliche Sache und ermöglichte rund um die Uhr Zugang zu Nachschub. Die Preisangaben auf den Geldeinwürfen sind in Email ausgeführt und vernietet, sodass Preisänderungen nicht so einfach umzusetzen waren.
Der Geldeinwurf weist ausdrücklich auf West-Geld hin, was ebenfalls die damalige Situation im kalten Krieg mit 2 deutschen Staaten in Erinnerung ruft, denn die DDR nannte ihre Währung bis Mitte der 1960er Jahre ebenfalls Deutsche Mark (danach nur noch Mark).
Die Filmmarke war mir bis dahin nicht bekannt und das Unternehmen produzierte ebenfalls Kameras. Es hatte eine lange Geschichte und entstand in den 1860er Jahren aus der Chemiefabrik der Familie Schleussner in Frankfurt/Main. Wann Produkte unter dem Namen ADOX auf den Markt kamen, ließ sich nicht feststellen, sie weckten jedoch in den 1960er Jahren das Interesse der amerikanischen Firma Du Pont. Sie übernahm die ADOX Fotowerke, die Familie Schleussner gab die Geschäftsführung 1964 ab. 1967 in Du Pont Fotowerke ADOX umbenannt, verlegte die Gesellschaft ihren Sitz 1968 nach Düsseldorf und wurde schließlich 1971 mit einem anderen Konzernunternehmen verschmolzen. Anscheinend wurde die Produktpalette bei der Übernahme durch Du Pont aufgespalten, sodass die Filmherstellung an eine jugoslawische Firma ging und die Sparte mit Röntgenfilmen beim ursprünglichen Unternehmen verblieb. Nach einer Insolvenz des jugoslawischen Unternehmens Anfang der 2000er Jahre, bestehen die ADOX Fotowerke mit anderen Inhabern fort und stellen weiterhin analoge Filme und Fotoprodukte her.
Fotografiert im Oktober 2023. Der genaue Standort wird bewusst nicht genannt.
Quellen: Handelsregister, www.adox.de, Stadtlexikon Wiesbaden.