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Ghost Signs – alte Wandreklame

Historische Fassadenwerbung & Ladenschilder

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Jahr: 2024

Bahnhofsgaststätte in Gelsenkirchen

Posted on 16. Nov.. 202416. Nov.. 2024 By Marc 2 Kommentare zu Bahnhofsgaststätte in Gelsenkirchen

Ein schönes altes Motiv, das sich beim Vorbeifahren praktisch vor die Kamera drängte. Die Gaststätte befindet sich in der Nähe des heutigen Bahnhofs Gelsenkirchen-Buer Süd und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie wurde zusammen mit dem Bahnhof im Jahr 1880 in Betrieb genommen. Die Inschrift Gast Wirthschaft zum Bahnhof entspricht den bis 1901 gültigen Rechtschreibregeln, sowas sieht man heuzutage nicht mehr oft.

Das Gebäude gehörte der Reichsbahn (später der Bundesbahn), der erste Pächter war die aus dem Sauerland stammende Familie Gerke. 1902 übernahm der 22jährige Josef Gerke die Pacht und war dabei anscheinend sehr erfolgreich, obwohl es in der näheren Umgebung an Gaststätten nicht mangelte. Außerdem lagen Bahnhof und Kneipe damals etwas außerhalb und die Wohnbebauung kam nur langsam näher, sodass sich die Kundschaft Anfangs wohl überwiegend aus Pendlern und Arbeitern zusammensetzte. Gerke gehörte zahlreichen Vereinen und Verbänden an und erreichte mit der Zeit eine gewisse soziale Stellung, so war er z.B. Mitglied des katholischen Kirchenvorstands, Fest-Wirt des lokalen Schützenfestes und jemand der anscheinend gewohnt war, anzupacken:
Im Jahr 1907 brach jemand mittels Dietrich in die Gastwirtschaft ein und stahl Geld und Zigarren. Gerke ging davon aus, dass die Person es erneut probieren würde, legte sich auf die Lauer und erwischte den Dieb auf frischer Tat. Dieser konnte flüchten, wurde von Gerke aber nach wenigen Metern eingeholt, worauf sich ein Kampf entwickele, bei dem der Dieb mit einem Brecheisen zuschlug und Gerke würgte, aber letztendlich gefasst wurde. Damit hatte er einen mehrfach vorbestraften und gerade erst aus dem Gefängnis entlassenen Verbrecher dingfest gemacht.
Im 1. Weltkrieg diente er sich zum Sergeanten hoch und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. In den wirtschaftlich schwierigen 20er Jahren bot er in der Gaststätte Weihnachtsbäume zum Verkauf an, die er sich direkt zum nahen Bahnhof hatte liefern lassen. Im Fußball war er auch aktiv und soll ein bekannter Trainer gewesen sein, auch wenn sich hierzu keine weiteren Angaben finden lassen, jedenfalls konnte man bei ihm direkt auch Sportwetten abschließen. 1940 feierte er mit seinem 60. Geburtstag auch die 60 jährige Pacht des Gasthauses durch seine Familie.

Als Josef Gerke 1946 verstarb, führte die Familie das Gasthaus anscheinend nicht weiter. Danach führte Jutta Stammel die Gaststätte etwa 20 Jahre lang, bis sie ungefähr Anfang der 70er Jahre von Hermann Beus übernommen wurde. In den 80er Jahren führte sie Ewald Beus, der dem Lokal den Namen Bahnhofs-Bistro gab, unter diesem Namen war es bis etwa in die 2010er Jahre bekannt. Auch heute, nach bald 145 Jahren, wird die Gaststätte noch bewirtschaftet und heißt inzwischen Cliff’s Restaurant, Bar & Biergarten.

Fotografiert im Januar 2023.
Quellen: Adressbuch Gelsenkirchen, Buersche Zeitung, Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung, Gelsenkirchener Zeitung, Vestische Neueste Nachrichten, Gelsenkirchener Geschichten.

Laden- / Firmenschild

Schlachterei Wilhelm Allruth in Delligsen

Posted on 12. Okt.. 202412. Okt.. 2024 By Marc Keine Kommentare zu Schlachterei Wilhelm Allruth in Delligsen

Delligsen ist ein hübscher Ort in Niedersachsen zwischen Alfeld und Einbeck. Die Aufschrift am Haus stammt noch aus den Zeiten, wo quasi jedes Dorf eigene Metzger, Bäcker und Kaufmannsläden hatte. Mit dem Schließen dieser Geschäfte verschwanden auch die Ladenschilder, deswegen ist das heutzutage ein rarer Fund.

Die Familie Allruth war in Delligsen über mehrere Generationen als Metzger bzw. Schlachter tätig. Der erste, der sich finden ließ, war um etwa 1900 der Hausschlachter August Allruth. Um 1915 hatte Wilhelm Allruth das Geschäft übernommen und führte es bis zu Beginn der 1930er Jahre. Dabei ereignete sich im Mai 1929 ein Unglück:
In der benachbarten Scheune des Schuhmachers und Landwirts Binnewies brach nachts ein Feuer aus, es zerstörte die Scheune und fackelte den Dachstuhl seines Wohnhauses ab. Es sprang aber auch auf das Wohn- und Geschäftshaus von Wilhelm Allruth über und zerstörte es vollständig. Zwar konnte Allruth das Mobiliar zum großen Teil retten, aber das Geschäft war abgebrannt. In der Folge dürfte es schnell wieder aufgebaut worden sein und aus dieser Zeit stammt wohl auch die Aufschrift an der Wald. Auch die Ziegelfarbe und Bauart des Gebäudes verraten, dass es nicht aus der gleichen Zeit wie die anderen Häuser der Straße stammt, die durchweg als Fachwerkhaus oder in rotem Ziegel ausgeführt sind.

Etwa Mitte der 1930er Jahre wird Wilhelm Allruth als sogenannter Altenteiler genannt, das heißt, er hatte das Geschäft an jemand anderen übergeben und erhielt dafür Zahlungen oder Deputate. Zu diesem Zeitpunkt führte Rudolf Beckmann die Schlachterei. Spätestens nach dem Krieg hatten die Allruths das Geschäft wieder übernommen, hier wird erneut ein Wilhelm Allruth als Schlachter genannt. Rudolf Beckmann hatte zu diesem Zeitpunkt ein paar Straßen weiter eine eigene Schlachterei. In den 60er Jahren führte Ludwig Allruth das Handwerk als Hausschlachter fort, aber nicht mehr an der bisherigen Adresse.

Fotografiert im März 2023.
Quellen: Adressbuch Kreis Alfeld, Adressbuch Kreis Gandersheim, Herforder Kreisblatt.

Laden- / Firmenschild

Wilhelm Schupp jr. in Wuppertal

Posted on 16. Sep.. 202416. Sep.. 2024 By Marc Keine Kommentare zu Wilhelm Schupp jr. in Wuppertal

Bei manchen Ghostsigns denkt man am Anfang, dass die Recherche nicht so schwer werden kann. Man hat klare Angaben und eine repräsentative Werbung, was viele Funde ermöglichen müsste. Am Ende hat man nach langer Suche dann aber nur wenig gefunden und stößt auf eine Geschichte, die sich völlig anders entwickelt als gedacht. Wilhelm Schupp jr. ist solch ein Fall.

Obwohl Wilhelm Schupp kein Allerweltsname ist, fanden sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem Namen gleich 3 Architekten bzw. Baumeister im Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen:
1. Wilhelm (Hubert Philipp) Schupp (1862-1939): Sein Schwerpunkt lag westlich von Köln in der Region um Düren und Bergheim. 1880 gründete er eine Bauzeichner-Schule sowie 1893 ein Architektur- und Baubüro. Er schaltete intensiv Zeitungsanzeigen und bot seine Dienste bei baufachlichen Projekten, Bauplänen und Bauleitungen an. In den 1910er Jahren war er als Bautechniker in Elsdorf bei den Gebrüdern Behr angestellt, die landwirtschaftliche Produkte vertrieben. 1939 verstarb er in Köln. Sein Sohn Peter Hubert Schupp gehörte 1938 dem Dreigestirn im Kölner Karneval an.
2. Wilhelm Schupp, jr. (1877-?): Hierbei handelt es sich um den wuppertaler Architekten.
3. Wilhelm Schupp (1890-?): Er war möglicherweise ein Sohn von Wilhelm Hubert Philipp und seit 1921 Amtsbaumeister bei der Gemeinde Birkesdorf (heute Stadtteil von Düren).

Wilhelm Schupp junior wurde 1877 in Elberfeld (heute Stadtteil von Wuppertal) geboren und hatte mindestens 6 Geschwister. Wilhelm senior wurde 1833 in Templin im heutigen Brandenburg geboren und kam etwa 1861 nach Elberfeld. Dort arbeitete er als Steindrucker (die Druckvorlage wird in Stein geritzt) und war seit Mitte der 1870er Jahre Teilhaber der Steindruckerei Schupp & Heinemann, die ihren Sitz zunächst auf der Wilhelmstraße hatte. In den 1890er Jahren lag sie auf der damaligen Hombüchelerstr. 3 (heute Hombüchel – das Gebäude ist nicht erhalten), direkt neben seinem Wohnhaus. Er besaß auf der Straße mehrere Häuser, was für den wirtschaftlichen Erfolg der Druckerei spricht. Mitte der 1900er Jahre gehörte ihm die Druckerei alleine, die fortan seinen Namen trug.

Der Junior findet sich erstmals 1901, im Alter von 24 Jahren, wo er im Gebäude der Druckerei als Maurermeister und Architekt ein Baugeschäft betrieb. In den folgenden Jahren wurden die Dorotheenstraße und die Charlottenstraße ausgebaut, woran er sich erfolgreich beteiligen konnte und dort auch mehrere mehrere Häuser besaß. 1904 oder 1905 hatte er die in seiner Fassadenwerbung angegebenen Adressen bezogen, sodass sich die Entstehung auf diesen Zeitraum eingrenzen lässt. Es überrascht etwas, dass er in so jungen Jahren über die Kapitalkraft zum Bau von mehreren Häusern verfügte und sie anscheinend auch selber plante. Immerhin führte er ein Baugeschäft und Architectur-Bureau und konnte mit dem Büro auf der Charlottenstr. 41 und seiner Wohnung auf der Dorotheenstr. 34 mit repräsentativen Adressen aufwarten.
Aber schon 1906 wird er als beschäftigungslos genannt, während er weiterhin die Häuser besaß. 1909 war er Geschäftsführer und 1911 Besitzer der väterlichen Druckerei, nachdem dieser sich anscheinend zurückgezogen hatte und obwohl 3 ältere Brüder geboren wurden. Dabei ist allerdings unklar, wie es mit seinem Architekten-Büro weiterging, jedoch dürfte Wilhelm junior kaum beide Tätigkeiten parallel fortgesetzt haben, auch da der Vater 1916 verstarb. Deswegen dürfte seine Tätigkeit als Architekt sehr kurz gewesen sein, auch wenn sie durch die Werbung bis heute sichtbare Spuren hinterlassen hat.
1919 geriet er zusammen mit dem Drucker und Maler Wilhelm Karl Hagen in die Schlagzeilen. In seiner Druckerei wurden Drucksteine und bedruckte Papierbögen mit den Rändern von 50 Markscheinen gefunden, die den Verdacht von Geldfälscherei nahelegten. Beide behaupteten, lediglich sogenannte Blüten hergestellt zu haben, um darin Werbung als originelle Idee zu drucken. Die Geschworenen verneinten letztendlich eine Fälschungsabsicht, wegen Herstellung von papiergeldähnlichen Drucksachen erhielt jeder aber eine Geldstrafe von 100 Mark.
Im Januar 1931 gründete Wilhelm Schupp mit dem Kaufmann Otto Herfort die Firma Schupp & Herfort OHG, bei der es vermutlich um die Fortführung der Druckerei ging. Aber schon im Dezember 1931 musste das Unternehmen Konkurs anmelden.

Fotografiert im Dezember 2022.
Quellen: Adressbuch Elberfeld, Adressbuch Köln, Adressbuch Wuppertal, Bergheimer Zeitung, Dürener Zeitung, Ohligser Zeitung, Reichsanzeiger, Täglicher Anzeiger für Berg und Mark, Denkmalliste Wuppertal, Landesarchiv NRW – NW1037 BL 8430.

Fassadenwerbung

Anton Brecklinghaus in Essen

Posted on 1. Sep.. 20241. Sep.. 2024 By Marc Keine Kommentare zu Anton Brecklinghaus in Essen

Ein schöner Zufallsfund an einem Abbruchhaus in Essen, kurz nachdem die Firmeninschrift durch Abriss eines Gebäudeteils freigelegt wurde. Sie stammt aus den 1930er oder 40er Jahren, wobei sich darunter sogar noch die Inschrift des Vorgängerunternehmens erkennen lässt.

Den Ursprung hatte das Unternehmen ungefähr im Jahr 1875, als es der Zimmerer- und Maurermeister Johann Brecklinghaus in Stoppenberg (heute Stadtteil von Essen) gründete. Er führte das Unternehmen bis zum 61. Lebensjahr, als es seine Söhne Anton und Johann im Jahr 1911 unter dem Namen Gebr. Brecklinghaus Hoch- und Tiefbaugeschäft übernahmen. Zu dem Zeitpunkt hatte es sich längst einen Namen gemacht und war z. B. an der Erweiterung des St. Vincenz-Krankenhauses und dem lokalen Wohnungsbau beteiligt. Dabei traten die Brüder auch als Vermieter auf.
1936 verstarb Johann mit 53 Jahren, worauf Anton das Unternehmen wohl alleine weiterführte als Anton Brecklinghaus Hoch- und Tiefbau-Geschäft. Johanns Sohn Johann(es) bestand 1940 die Meisterprüfung als Maurer, führte aber ein eigenes Bauunternehmen und war nach dem Krieg als Maurermeister tätig. Antons Firma überstand den Krieg und ging nach seinem Tod im Jahr 1952 an seinen gleichnamigen Sohn, ab den 60er Jahren unter dem Namen Anton Brecklinghaus Hoch-, Tief- und Betonbau. Nach seinem Tod hinterließ er das Unternehmen 1972 seiner Frau, 1986 wurde es nach über 110 Jahren Familiengeschichte geschlossen.

Fotografiert im Januar 2023.
Quellen: Adressbuch Essen, Adressbuch Stoppenberg, Essener Allgemeine-Zeitung, Essener Anzeiger, Essener General-Anzeiger, Essener Volks-Zeitung, Volkswacht, Handelsregister, findagrave.com.

Laden- / Firmenschild

DAB / Dortmunder Actien-Brauerei in Velbert

Posted on 18. Aug.. 202427. Aug.. 2024 By Marc Keine Kommentare zu DAB / Dortmunder Actien-Brauerei in Velbert

Am Giebel einer ehemaligen Kneipe in Velbert hat sich eine schon ziemlich verblichene Werbung für das DAB erhalten. Im oberen Teil waren ursprünglich die Buchstaben DAB zu lesen, während darunter in zwei Zeilen Dortmunder Actien-Brauerei stand.
Dortmund war einst eine der großen Bierstädte in Deutschland, die zahlreiche Marken wie das DAB bzw. umgangssprachlich Dortmunder hervorbrachte. Neben Westfalen fand es u.a. im Rheinland größere Verbreitung und war auch als Exportbier erfolgreich. Etwa ab den 1970er Jahren sank der Absatz zunehmend und auch das Verbreitungsgebiet wurde stetig kleiner.

Etwas überraschend ist, dass die Werbung so hoch angebracht ist, während die restliche Wand frei blieb. Durch die dichte Bebauung der Umgebung ist die Werbung aus der Nähe zudem nicht gut zu sehen. Vermutlich sollte sie eher aus der Ferne wirken, vielleicht auf die ehemaligen Industriebetriebe in der Gegend.

Fotografiert im August 2024. Vielen Dank an Bianca G. für den Hinweis!

Fassadenwerbung

Tubbesing in Wuppertal

Posted on 28. Juli. 202427. Aug.. 2024 By Marc Keine Kommentare zu Tubbesing in Wuppertal

Im Umfeld des Bahnhofs Unterbarmen in Wuppertal hängt etwas versteckt und verloren ein altes Firmenschild. Es besteht aus dicken Holzbohlen, auf die mit weißer Farbe der Firmenname gepinselt ist. Wie so oft steckt auch hier hinter einem unscheinbaren Namen ein einst erfolgreiches Unternehmen.
Die Firma Eduard H. Tubbesing wurde im Mai 1916 vom Kaufmann Eduard Heinrich Tubbesing in der damaligen Stadt Barmen (heute Stadtteil von Wuppertal) gegründet. Dabei handelte es sich um eine Nährmittelfabrik, die Speisepulver (z.B. Backpulver, Puddingpulver), Vanillinzucker sowie pharmazeutische Präparate und diätetische Nahrungsmittel produzierte. Mitten im 1. Weltkrieg, wo Rohstoffe und Nahrungsmittel streng rationiert waren und Deutschland von ausländischen Importen angeschnitten war, dürfte das nicht ganz einfach gewesen sein. Hierbei stellte man mit zunehmender Zeit Ersatzprodukte her, wie z.B. Kunsthonigpulver, immerhin verkaufte man die Produkte landesweit. Dennoch muss das Unternehmen recht erfolgreich gewesen sein, wohnte der Inhaber mit seiner Familie doch in der vornehmen Marienstraße und konnte sich ein Hausmädchen leisten.

Das Unternehmen hatte allerdings ältere Wurzeln und wurde um 1890 von Heinrich Lappe jun. unter dessen Namen gegründet. Es hatte seinen Sitz dabei auf der Oberdörner Straße und war eine sogenannte Drogen- und Farbengroßhandlung, die gewöhnlich Lebensmittel, Kolonialwaren, Bonbons, Essenzen, Tinkturen, Öle, Farben, Haushaltswaren usw. verkauften. Die Bezeichnung Drogerie bürgerte sich erst später für derartige Geschäfte ein.
1901 übernahmen es die Kaufleute Georg Sommerkamp und Ernst Stolte, die das Unternehmen in Sommerkamp & Stolte umbenannten. Schnell errichteten sie in Gelsenkirchen auf der Bochumer Straße eine Filiale und verlegten die Zentrale später auf die Auerstraße. 1911 schied Stolte aus und Tubbesing trat ein, worauf das Unternehmen Sommerkamp & Tubbesing hieß. 1914 verursachte ein Firmen-PKW einen Unfall, als er wohl durch zu hohe Geschwindigkeit in ein Schaufenster fuhr und 2 umstehende Personen schwer verletzte. 1915 erhielt Tubbesings Frau Rosa Prokura, was darauf hindeutet, dass er spätestens zu diesem Zeitpunkt eine Majorität im Unternehmen hatte und es wohl den Grundstock seiner 1916 gegründeten Firma bildete.

In den 20er Jahren übernahm Heinz Tubbesing die Geschäftsleitung. Das Unternehmen existierte mindestens noch in den 70er Jahren, wobei es sich ab den 60er Jahren auf Bäckereibedarf spezialisierte.

Fotografiert im Dezember 2022.
Quellen: Reichsanzeiger, Adressbuch Barmen, Adressbuch Wuppertal, Emscher Zeitung, Hagener Zeitung, Gelsenkirchener Zeitung, Karlsruher Zeitung.

Laden- / Firmenschild

Hamburger Abendblatt / Roths alte englische Apotheke in Hamburg

Posted on 14. Juli. 202415. Juli. 2024 By Marc Keine Kommentare zu Hamburger Abendblatt / Roths alte englische Apotheke in Hamburg

Ich freue mich, mal etwas aus meiner Lieblingsstadt veröffentlichen zu können. Funde aus Hamburg sind sehr selten und diese alte Werbung kam zum Vorschein, als Anfang 2023 die Gänsemarkt-Passage abgerissen wurde. Die Fassade wird durch eine Plane geschützt, deswegen ist die Werbung etwas schwer lesbar.

Gut zu erkennen ist die Werbung für das Hamburger Abendblatt, das 1948 gegründet wurde und seinen Sitz unterhalb der Werbung in einem Flachbau hatte. Oberhalb davon wird für Roths alte englische Apotheke geworben, die ihren Sitz auch heute noch in dem Gebäude hat. Die Entstehungszeit der Werbung ist schwer zu schätzen, vermutlich stammt sie aus den 60er oder frühen 70er Jahren, die Gänsemarkt-Passage wurde ab 1976 errichtet.
Auf Facebook ist die Situation in den 50er Jahren im Beitrag von Heino Tietje schön zu sehen, damals trug die Fassade aber noch eine andere Werbung. Der Neubau ist durch den Konkurs der Signa Holding vorerst gestoppt, sodass die alte Werbung wohl noch länger sichtbar bleiben wird.

Fotografiert im November 2023.

Fassadenwerbung

Herte Company / J. Held in Riegel am Kaiserstuhl

Posted on 30. Juni. 202416. Juli. 2024 By Marc Keine Kommentare zu Herte Company / J. Held in Riegel am Kaiserstuhl


Die Aufschrift weist auf ein Petroleumlager hin, das sich vor rund 100 Jahren in dem gemauerten Schuppen befunden haben muss. Sie ist heute nur noch eingeschränkt zu entziffern, außerdem überlagern sich mehrere Schichten. Oben steht in gebogener Schrift Petroleum-Lager, dahinter befinden sich ältere nicht mehr lesbare Schriftzüge. Die obere Tür wurde vermutlich erst später eingebaut und unterbricht den Firmennamen Herte Company. In der Gebäudemitte steht J. Held, wobei sich dahinter ebenfalls ältere nicht mehr lesbare Namen befinden. Neben der unteren Tür wiederholt sich Herte Company.
Die Herte-Schriftzüge wurden auf freie Flächen gepinselt und weichen in der Schriftart deutlich von den anderen ab. Das Gebäude liegt zwischen Riegel und Kenzingen am Rand eines Ackers, der Türrahmen aus rötlichem Sandstein mit den herausstehenden Steinen ähnelt vom Stil her den um 1900/10 errichteten Gebäuden der nahen Riegeler Brauerei.

J. Held war eine in Kenzingen von Johann Held vor 1856 gegründete Lichterfabrik, die Kerzen herstellte und der wohl auch eine Seifensiederei angeschlossen war. 1889 ging sie nach seinem Tod an den Sohn Karl über, der 1895 Friederike Neef heiratete. Interessanterweise sind Eheverträge keine Erfindung unserer Zeit, denn schon damals vereinbarten beide Gütertrennung, um das Geschäft zu schützen. Das dürfte durchaus erfolgreich gewesen sein, im Jahr 1907 konnte man sich einen Telefonanschluss leisten, bei insgesamt nur 14 im ganzen Ort. Als Karl Held 1915 verstarb übernahm seine Witwe das Unternehmen, das als umfangreiches kaufmännisches Geschäft mit Seifensiederei bezeichnet wurde. Im April 1917 musste es schließen, wonach der Besitz (u.a. das Geschäftshaus und der nun als Erdöllager genutzte Schuppen) zwangsversteigert wurde.
Insofern muss die Aufschrift J. Held vor 1917 angebracht worden sein. Zumindest einen Vorbesitzer dürfte das Lager gehabt haben, dieser ist an der Fassade aber nicht mehr lesbar.

Das Unternehmen Herte mit Sitz in Freiburg/Breisgau handelte mit Betriebsstoffen, Motoröl usw. und betrieb später auch Tankstellen. Es wurde 1916 vom Kaufmann Gottfried Herte als Herte Companie KG gegründet, zuvor war er seit etwa 1909 in Freiburg lokaler Vertreter der Pocol-Petroleumgesellschaft (Hamburger Niederlassung der amerikanischen Pure Oil Company Ltd.) gewesen. Nach außen hin trat die KG allerdings zeitweise als Herte Company auf, was noch Rätsel aufgibt. Vermutlich übernahm Herte das Lagergebäude aus der Zwangsversteigerung im Jahr 1917, was eine sinnvolle Ergänzung des Vertriebsnetzes war. Zudem gab es während des 1. Weltkrieges eine zentralisierte Rohstoffbewirtschaftung, sodass hier Ressourcen gebündelt werden konnten. Ab etwa 1924 galt Companie dann auch öffentlich, somit lässt sich die Entstehung der Aufschrift Herte Company ungefähr auf den Zeitraum 1917 bis 1924 eingrenzen.
Ab August 1925 war Gottfried Herte nach dem Ausscheiden seines Teilhabers alleiniger Inhaber, zu dem Zeitpunkt hatte das Unternehmen Lager in großen Teilen von Baden. Im September 1926 wandelte sich die Firma in eine GmbH um, mit Gottfried Herte und Wilhelm Schreiber als Geschäftsführer und einem Stammkapital von 20.000 Reichsmark. Schon Januar 1927 schied Herte wegen finanziellen Gründen aus der Geschäftsführung aus und im selben Jahr wechselten die Geschäftsführer noch mehrfach, bis im November 1927 die Familie Schmukle die Leitung übernahm und das Unternehmen unter dem angestammten Namen bis zur Schließung im Jahr 2004 führte. Wie lange das Lagergebäude im Besitz des Unternehmens blieb, ließ sich bisher nicht herausfinden.

Fotografiert im Oktober 2022.
Quellen: Reichsanzeiger, Adressbuch Freiburg, Badische Presse, Karlsruher Zeitung, Breisgauer Nachrichten, Telephon-Adressbuch für das Deutsche Reich, Handelsregister.

Fassadenwerbung

Doppeldecker Routemaster RM 2023 (London Transport) bei Arcachon

Posted on 8. Juni. 202427. Aug.. 2024 By Marc Keine Kommentare zu Doppeldecker Routemaster RM 2023 (London Transport) bei Arcachon

Zugegeben, der ehemalige Doppeldecker der Londoner Verkehrsbetriebe ist kein klassisches Ghost Sign. Der erschreckende Zustand lässt ihn aber leider wie eines erscheinen, zudem existieren von den einst knapp 2.100 Bussen nur noch eine handvoll. Die ehemals umtriebigen Fan-Seiten und die Besitzer-Vereinigung sind inzwischen kaum noch aktiv, deswegen bekommt der Bus hier einen Auftritt, auch weil er schöne Erinnerungen an meine ersten London-Trips wachruft. Sollte sich jemand für den Bus interessieren, nenne ich auf Anfrage gerne den genauen Standort.

Der Bus mit der Nummer RM 2032 (RM = Routemaster) wurde im September 1964 an London Transport ausgeliefert und war dort bis November 1987 im Einsatz, er hatte Platz für 64 Passagiere (36 oben und 28 unten). Danach ging er an einen britischen Händler, der ihn 1990 nach Frankreich an die Firma Octobus in Paris verkaufte, wobei er auch sein britisches Kennzeichen ALM 32B verlor. 1996 befand sich der Bus bei Autocars Brouens in Villeneuve sur Lot. Dort war der Bus bis 2017 im Einsatz, wobei er aber auch die Symbole von Arca-Tours trägt, einem Reiseanbieter in Arcachon und somit eventuell weitere Besitzer hatte. Von den französischen Unternehmen scheint keines mehr zu bestehen.
2017 ging der Bus jedenfalls an den Händler Pyla Classic Cars in der Nähe von Arcachon, der ihn etwa 1 Jahr später an eine Bar in der Umgebung verkaufte, bei einer Preisvorstellung von 22.500€. Diese nutze ihn auf dem Gelände als eine Art Foodtruck für ihre Gäste, wobei er unter freiem Himmel stand. Später stellte man den Bus vor die Tür, wo er auch heute noch ohne Verwendung steht und vergammelt. Das überrascht, weil er umgebaut wurde und unten ein größeres Fenster für die Essensausgabe bekam sowie eine Einrichtung für die Zubereitung, was alles zusammen mit dem Kaufpreis eine höhere Investition gewesen sein dürfte. Nachdem der Bus über 50 Jahre lang gepflegt wurde und 2017 noch in einem guten Zustand war, ist die Farbe inzwischen deutlich verblasst und es rostet überall.

Fotografiert im Juni 2024.
Quellen: Ian’s Bus Stop, Pyla Classic Cars #1, Pyla Classic Cars #2
Weitere Fotos: Alain Mugica’s Seite bei Flickr

Verkausfsvideo von Pyla Classic Cars aus 2017/18
Sonstiges

Midinette-Hüte / Hutfabrik Eiserfey in Köln

Posted on 5. Mai. 202427. Aug.. 2024 By Marc Keine Kommentare zu Midinette-Hüte / Hutfabrik Eiserfey in Köln

Am 07.01.1914 gründete Martin Eiserfey in Köln die Damen-Stroh- und Filzhut-Fabrik M. Eiserfey, die anscheinend schnell Erfolg hatte, so suchte man doch regelmäßig in Zeitungsannoncen Arbeiterinnen. Das Unternehmen überstand den 1. Weltkrieg und die Wirtschaftskrisen in den 20er Jahren, im August 1938 stieg (der Sohn?) Hubert Eiserfey als Gesellschafter ein. Etwa zu diesem Zeitpunkt verkürzte die Firma den etwas sperrigen Namen zu Damenhutfabrik M. Eiserfey. Die Fabrik konnte trotz Bombenschäden durch die schwierigen Zeiten des 2. Weltkrieges manövriert werden, 1951 verstarb der Gründer. Der Markenname Midinette wurde anscheinend erst ab 1952 verwendet, aus dieser Zeit dürfte auch die gut erhaltene Neonreklame stammen.

Das heute unbekannte Wort lässt sich ab etwa 1900 finden und war in Paris ein Spitzname für Arbeiterinnen, die zur Mittagszeit (französisch midi) ihre Arbeitsplätze verließen, um etwas zu essen (dinette). Diese sogenannten Midinetten organisierten sich genossenschaftlich, führten Arbeitskämpfe, veranstalteten Radrennen usw., worüber deutsche Zeitungen interessiert berichteten. Später bürgerte sich der Name für weibliches Personal in der Bekleidungs- bzw. Modebranche ein.

1966 hatte das Unternehmen etwa 100 Arbeitskräfte, die täglich ca. 1.000 Hüte in Handarbeit produzierten mit Absatzgebieten überwiegend in West-Deutschland und Skandinavien. Die Hutfabrik bestand noch bis Ende der 1970er Jahre. Zu Beginn der 70er Jahre produzierte die Familie unter dem Namen Midinette auch Damenoberbekleidung, was aber ebenfalls am Ende des Jahrzehnts wieder aufgegeben wurde.

Fotografiert im Januar 2023.
Quellen: Kölnische Zeitung, Reichsanzeiger, Tages-Anzeiger, Rheinische Volkswacht, Handelsregister, Deutsches Marken- und Patentamt, Kölnische Rundschau.

Fassadenwerbung, Neonreklame

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Kommentare

  1. Marc zu Bahnhofsgaststätte in Gelsenkirchen19. Jan.. 2025

    Danke für den netten Kommentar. Da muss ich zustimmen und die Recherche nach den Hintergründen macht mir genau so viel…

  2. Astrid zu Bahnhofsgaststätte in Gelsenkirchen17. Dez.. 2024

    Ich liebe es, dass hier von Menschenleben erzählt wird, die es nicht in die historischen Werke geschafft haben. Die Geschichten…

  3. Alexander Heidebrecht zu Franz Reinhart in Neuss30. Mai. 2024

    Wow. Einfach nur wow. Da fährt man in der Straßenbahn,Jahrelang an einer Tafel vorbei, schaut ,aus Interesse im Internet nach,…

  4. Herbert zu Baumschule H. Bendmann in Duisburg28. März. 2024

    Hallo Marc, schön, dass sie sich die Mühe gemacht haben etwas recherchiert zu haben. Der Baumschulbetrieb ist schon seit rund…

  5. Olaf Reinartz zu Katzur & Faltermaier in Düsseldorf24. Mai. 2023

    Welch Nostalgie, Danke! Die Telefonnummer spukt mir heute noch durch den Kopf. Mein Vater hat jahrelang dort gearbeitet und die…

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